„Fliegen ist Freiheit“

Die Borkenberge Gesellschaft e.V. betreibt den Flugplatz / viel ehrenamtliches Engagement gefordert

 

Jürgen Hahne ist Vorsitzender der Borkenberge Gesellschaft e.V.. Der Dachverband mit seinen neun luftsporttreibenden Vereinen betreibt den Flugplatz Borkenberge. Mit Hahne sprach Nadine Wenge über das Fliegen, die ehrenamtliche Arbeit und den Fliegernachwuchs. Im Tower des Flugplatzes war bei dem Gespräch ganz schön was los.

 

Herr Hahne, hier ist ja richtig Betrieb.

Hahne: Wir sind ein öffentlicher Verkehrslandeplatz, d.h. der Flugplatz ist von 10 Uhr bis Sonnenuntergang täglich geöffnet und die Luftaufsicht ist ständig besetzt.

 

Das heißt, ich kann hier mit meinem Flugzeug spontan landen?

Hahne: Absolut richtig. Sie wenden sich per Funk an den Tower und der Flugleiter gibt Ihnen die entsprechenden Landeinformationen.

 

Der Flugplatz gehört der Borkenberge Gesellschaft. Das ist ein Verein. Wie finanzieren Sie den Flugplatz?

Hahne: Der Betrieb des Flugplatzes gleicht einem mittelgroßen Geschäftsbetrieb. Wir müssen ein Riesengelände in Schuss halten. Das können Sie nur mit ganz viel ehrenamtlichen Engagement hinkriegen. Es macht uns allen unheimlich viel Spaß, sonst wären wir alle auch nicht so oft hier.

Einnahmen generieren wir zudem über Mitgliedsbeiträge, Landegebühren, Pachteinnahmen der Flugschule, des Cafés und des Reparaturbetriebes sowie über die Tankstelle.

 

Wie sind Sie zur Fliegerei gekommen und was macht für Sie den Reiz aus?

Hahne: Fliegen ist ein Gefühl von Freiheit. Wenn sich das Segelflugzeug oben aus der Winde ausklinkt und man ganz allein in der Luft ist, das ist schon toll. Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Alleinflug 1967 und was das für ein Gefühl war. Nachbarskinder hatteen mich damals mit zum Flugplatz genommen und schnell war ich total begeistert. Fliegen betreibt man mit Leib und Seele.

 

Gab es für Sie ein besonders schönes Erlebnis in Ihrem Segelflieger?

Hahne: Die Überlandflüge sind sehr schön, da ist man bis zu 800 Kilometer am Stück unterwegs. Absolutes Highlight aber ist das Wellenfliegen. Wenn Sie den Mistral in den südfranzösischen Alpen erwischen, fliegen sie in einer Welle über den Berg – auf der einen Seite die Alpen, auf der anderen Seite die Cote d`Azur. Einfach unbeschreiblich!

 

Ist Fliegen eigentlich so teuer, wie man gemeinhin denkt?

Hahne (schmunzelt): Wir sind kein Club von gut betuchten Millionären. Fliegen ist absolut bezahlbar. Für Jugendliche zum Beispiel liegt die Jahresgebühr in unserem Verein FSG Datteln Bork bei 180 Euro. Ein Segelflug kostet fünf Euro. Mit 14 Jahren darf man schon mit dem Segelflug anfangen. Das wissen viele gar nicht. Unser Ziel ist es, den Nachwuchs für das Fliegen zu begeistern.

 

Wie funktioniert die Ausbildung?

Hahne: Die Segelflug-Ausbildung in den Vereinen läuft ehrenamtlich, ist gleichzeitig aber sehr professionell. Nach 50 Starts und Landungen kann man die A-Prüfung ablegen. Dann lernt man besondere Fluglagen und das Thermikfliegen. Die Sonne ist der Motor der Segelflieger, denn sie erwärmt den Boden und die darüber liegenden Luftschichten und erzeugt dadurch Aufwind. Die staatliche Luftfahrtscheinprüfung bei der Bezirksregierung darf man dann schon mit 16 ablegen.

 

Kann man auch als Gast bei Ihnen mitfliegen?

Hahne: Es besteht die Möglichkeit, am Flugplatz Borkenberge in Motor-, Motorsegler-, Ultraleicht- und Segelflugzeugen mitzufliegen. Infos dazu sowie zur Ausbildung und Mitgliedschaft in einem Verein gibt´s auf der Homepage.

 

Herr Hahne, noch eine persönliche Frage zum Abschluss. Ich habe extreme Flugangst. Was kann ich dagegen tun?

Hahne: Zum einen ist Fliegen statistisch gesehen extrem sicher. Zum anderen: Haben Sie Vertrauen zum Piloten. Er weiß, was er tut.

 

Info: Auf dem Verkehrslandeplatz Borkenberge sind derzeit 51 Motorflugzeuge, 14 Ultraleichtflugzeuge, 4 Motorsegler sowie 64 Segelflugzeuge stationiert, die von ca. 400 Mitgliedern bewegt werden. Mehr zum Flugplatz und zu den Vereinen gibt’s auf: www.borkenberge.com