Peter Lehmann ist jetzt Bonsailehrer / seine kleine Linde hegt und pflegt er schon seit über 30 Jahren

Ein Faible für das Fernöstliche hatte Peter Lehmann schon immer. Ihm gefalle die Lebenseinstellung, sagt er. Vor allem die Devise: „Ich bekomme nur mit, was für mich bestimmt ist“. Auch die Bonsaikunst habe ihn schon immer fasziniert. Als er 62 Jahre alt wurde, verkündete er seiner Familie: „Ich höre jetzt auf zu arbeiten und werde Bonsailehrer.“   

Gesagt, getan: Der Lüdinghauser meldete sich an der International Bonsai School in Düsseldorf an. Zunächst absolvierte er die Ausbildung zum Bonsaigestalter, das dauerte sechs Jahre. „Zum einen, weil man die Ausbildung nur an bestimmten Wochenenden macht. Zum anderen, weil ein Bonsai reifen und sich entwickeln muss, bevor man mit ihm in eine Abschlussprüfung gehen kann“, erklärt Peter Lehmann. Nach der erfolgreichen Prüfung setzte er noch einen drauf, fuhr weitere zwei Jahre nach Düsseldorf und darf sich nun Bonsailehrer nennen. Meister Iwao Katagiri, Gastdozent aus Japan, prüfte ihn und stellte ihm sein Zertifikat aus. 

Menschen begeistern

Damit dürfte Peter Lehmann nun selbst ausbilden. „Das möchte ich aber gar nicht“, so der Lüdinghauser. „Ich möchte Menschen einfach für die Bonsaikunst begeistern.“ Und genau das macht er unentgeltlich für die VHS. Hier bietet er Grundkurse und Workshops an. Aus diesen Kursen ist auch die Bonsai-Arbeitsgruppe entstanden, die sich an jedem ersten Mittwoch im Monat um 18 Uhr bei ihm in der Werkstatt an der Adam-Stegerwald-Straße 1 trifft. Hier finden die Bonsaifreunde alles, um an ihren Pflanzen zu arbeiten: Töpfe, Scheren, Draht und das passende Gemisch, um sie einzupflanzen. „Ich nehme ein Lava-Bims-Zeolith-Gemisch mit Kokossubstrat. Da wachsen die Bäume am besten“, so Peter Lehmann.

Pflanze im Topf  

Aber was ist eigentlich ein Bonsai? „Bonsai kommen ursprünglich aus China, bevor die Japaner sie für sich entdeckt haben. Durch das Beschneiden der Wurzeln und Blätter und die Verdrahtung der Äste wird der in einem Topf gezogene Baum in die gewünschte Wuchsform gebracht. Jeder Baum kann auf diese Weise zu einem Bonsai, also auf ein Miniformat seiner selbst, geformt werden“, erklärt Lehmann. Bonsai heiße so viel wie Pflanze im Topf. Alles, was verholzt, kann übrigens ein Bonsai werden. Eichen, Buchen, Ahorn: „Bei uns eignen sich vor allem die heimischen Hölzer“, erklärt der 69-Jährige. Er selber habe eine Linde, die er bereits seit über 30 Jahren im Topf hege und pflege und auf die er besonders stolz sei.

Millionenbäume in Japan

Bevor ein Bonsai seine ganze Pracht entfaltet hat, braucht es viel Zeit und Arbeit. „Daher sind Bonsai oftmals extrem teuer. Mehrere tausend Euro kann man hier für einen Baum ausgeben. In Japan gibt es sogar Millionenbäume, die aber zum japanischen Kulturerbe gehören und nicht ausgeführt werden dürfen. Die Japaner übertreiben ja immer ein bisschen“, erklärt Peter Lehmann mit einem Augenzwinkern. Ob er seine Bäume auch verkauft? „Würden Sie Ihre Kinder verkaufen?“, stellt der Lüdinghauser die Gegenfrage. Nein, so schlimm sei es nicht. Aber wenn man einen Baum jahrelang bearbeitet habe, dann gebe man ihn nicht so einfach her. Nadine Wenge

 

Info: Peter Lehmann gibt an der VHS in Lüdinghausen sein Bonsai-Wissen weiter. Die nächsten Termine: 5./6. November 2022 oder 18./19. März 2023 oder 29./30. April 2023 jeweils von 10 bis 16 Uhr Bonsai Intensiv-Workshop für die Grundgestaltung; 24. März von 17 bis 20 Uhr Bonsai Grundkurs. Anmeldungen: www.vhs-luedinghausen.de. Weitere Infos direkt bei Peter Lehmann, Tel. 02591/949546, Mai: p-lehmann01@gmx.de