Der Shantychor Lüdinghausen singt von Seemannsromantik und Fernweh

Seemanslieder in Lüdinghausen? Bisschen weit weg vom Meer, oder? Warum Shantys auch hier zu Lande so beliebt sind und warum die Männer sie so gerne singen – darüber sprach Nadine Wenge mit Werner Möllerfeld, Vorsitzender der Marine-Kameradschaft (MK) und Chef des Shantychores Lüdinghausen.

Herr Möllerfeld, ein Shantychor im tiefsten Binnenland. Wie kam es dazu?

Der Shantychor ist aus der Marine-Kameradschaft entstanden. Die Kameradschaft hatten 1956 Hubert Berg und Fregattenkapitän Wolfgang Havestadt gegründet, um die Marinetradition zu pflegen und die Schifffahrt zu fördern. Zunächst waren die Mitglieder ehemalige Angehörige der Kriegsmarine. Später kamen Angehörige der Bundesmarine, Binnenschiffer, Angehörige der zivilen Schifffahrt und Segelsportfreunde dazu.

Und die singen gerne? Oder warum der Chor?

Möllerfeld: Seit Jahren geisterte der Gedanke, einen Shantychor zu gründen, in der Marine-Kameradschaft herum. Als sich dann der Lüdinghauser Männerchor auflöste, überlegte man, zusammen einen neuen Chor aufzumachen. Und da der Männerchor auch schon immer gerne Shantys gesungen hat, was lag da näher als ein Shantychor? Zunächst war es ein Projektchor. Jetzt gibt es uns schon fünf Jahre.

Wie viele Sänger singen bei Ihnen?

Möllerfeld: Im Moment besteht der Chor aus 25 Sängern, die aus Lüdinghausen und Umgebung stammen.

Alles Männer?

Möllerfeld: Die einzige Frau bei uns ist unsere Chorleiterin Linda Hofmann. Linda hat Gesang studiert und hatte am Thüringer Landestheater in Rudolstadt ein festes Arrangement. Sie hat uns Sänger super im Griff.

Was sind eigentlich Shantys?

Möllerfeld: Schon immer war das Singen von Liedern auf Schiffen beliebt, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Shantys sind die früheren Arbeitsgesänge der Matrosen. Bei Schwerstarbeit auf See wie zum Beispiel dem Anker lichten oder beim Hissen der Segel kam es allerdings mehr auf den Rhythmus als auf den guten Klang an.

Und auch die Texte hören sich manchmal etwas komisch an…

Möllerfeld: Da die Seefahrt international ist, sind auch die Shantys international. So kam es dazu, dass viele Shantys aus einem Kauderwelsch aus deutsch, englisch und plattdeutsch gesungen werden.

Was ist das Faszinierende an den Shantygesängen?

Möllerfeld: Musik verbindet. Und Shantys besonders. Sie sind eine Mischung aus Seemannsromantik, Fernweh und Trennungsschmerz.

Seit Santiano, dem Shantychor bei „Inas Nacht“ und dem „Wellerman“ ist der Shantygesang auch richtig bekannt geworden, oder?

Möllerfeld: Ja, Shantys sind sehr beliebt. Und auch wir singen neben den traditionellen Liedern mittlerweile Hits von Santiano oder moderne Lieder wie Aloahe oder „whisky in the jar“. Das kommt bei unseren Auftritten super an.

 

Infos: Der Shantychor der MK Lüdinghausen trifft sich alle 14 Tage donnerstags um 19 Uhr zur Probe im DRK-Heim an der Werdener Straße 8a. Neue Sänger und Musiker (Akkordeon, Gitarre, Bassgitarre) sind herzlich willkommen. Kontakt: Werner Möllerfeld, Tel. 02591/5809, Mail: w.moellerfeld@gmx.de