Führung durch die Backstube: Bei Geiping wird Handwerk groß
geschrieben / die Kinder dürfen selbst Konditor spielen
„Und? Wer möchte später mal Bäcker werden?“,
fragt Hubertus Geiping, nachdem die
Kinder einen Rundgang durch die Backstube
gemacht haben. Zwei Finger gehen in die
Höhe. „Na, das ist doch schon mal was“, sagt
der Firmenchef mit einem Augenzwinkern.
Er freue sich immer, wenn Gäste da seien.
„Wir zeigen gerne, was wir hier machen.“
Erst Hände waschen, dann backen
„Wir sind ein Handwerksbetrieb“, erklärt der
erfahrene Bäcker Hubertus Lüring, der die
Gruppe nach einem ausgiebigen Frühstück
und einem kleinen Film durch die Backstube
führt. „Hier werden keine Tiefkühlbrötchen
angeliefert. Hier wird selbst gebacken.“ Eingeladen
zu der Familienführung „Wie funktioniert
eigentlich eine Bäckerei?“ hatte das
biologische Zentrum gemeinsam mit der
Bäckerei Geiping. Ganz wichtig sei Sauberkeit,
erklärt Lüring den Kindern. „Ihr müsst ja
zu Hause vor dem Backen auch die Hände
waschen, oder?“ Bevor also die Mitarbeiter in
die Backstube kommen, müssen sie erstmal
durch die Hygieneschleuse. Sogar die Schuhe
werden von unten abgeduscht.
Teigteiler
„Die meisten unserer Bäcker sind jetzt übrigens
schon wieder zu Hause im Bett“, sagt
Lüring, als wir um 9 Uhr morgens durch die Backstube marschieren. „Sie arbeiten ja
nachts.“ Er zeigt den Kindern den Teigteiler,
der den Teig genau nach Gewicht portioniert.
Die Maschine spuckt 500 g Teig aus
und die Bäcker formen daraus das Brot von
Hand. Ebenso werden die Stutenkerle von
Hand geformt, die brauchen ja dann auch
noch die Pfeife. Baguettes zum Beispiel können
auch mal unterschiedlich aussehen.
„Schließlich hat der eine Bäcker Handschuhgröße
7 und der nächste Größe 11.“ Das
Gewicht ist natürlich immer gleich. Nur die
Brötchen – die werden in der Backstube
komplett maschinell hergestellt. „Ein Brötchen
ist exakt so wie das andere“, erklärt
Hubertus Lüring. „Unterschiede können nur
beim Backen in den Filialen entstehen – je
nachdem, wie lange man die Brötchen im
Ofen aufgehen lässt.“
Je länger Hefeteig steht, desto mehr
Geschmack ist drin
Oftmals wird Teig schon vorbereitet und erst
in der nächsten Nacht gebacken. „Je länger
Hefeteig steht, desto mehr Geschmack ist
drin“, erklärt der Bäcker. Die meisten Brotsorten
werden übrigens mit normaler Hitze
gebacken. Nur Käsebrötchen und Croissants
müssen mit Umluft gebacken werden, damit
sie außen knusprig und innen schön weich
werden.
Kinder und Eltern, bzw. Großeltern dürfen
sich alles anschauen, nur nicht anfassen
natürlich. Die Kinder machen große Augen,
als sie die riesigen Teigschüsseln sehen.
„Wenn Ihr zu Hause backt, dann passen zwei
Kilogramm Mehl in die Schüssel, hier sind es
250 Kilogramm“, erklärt Lüring. Ganz schön
warm ist es in der Backstube. „Im Winter ist
es der schönste Arbeitsplatz der Welt“, sagt
der Bäcker mit einem Schmunzeln, als er vor
den riesigen Öfen anhält. Nachdem er den
Kindern noch die Berliner-Maschine präsentiert
hat – die Marmelade wird mit Düsen in
den Teig gespritzt – geht es in die Konditorei.
Kleine Nachwuchsbäcker
Das Beste kommt zum Schluss: Hier dürfen
die kleinen Bäcker (die großen natürlich
auch) ihr eigenes Lebkuchenherz verzieren
und anschließend mit nach Hause nehmen. Smarties gibt es, Plätzchen, Zuckerperlen –
alles muss drauf auf die Herzen. „Das macht
richtig viel Spaß“, sind sich die Nachwuchskonditoren
einig. Auf Wunsch wird noch der
Name aufs Herz geschrieben.
Und wer macht nachher alles wieder sauber?
„Klar reinigt jeder selbst seinen Arbeitsplatz.
Damit aber um 17 Uhr wieder alles blitzblank
ist, wenn der Hochbetrieb losgeht, schrubbt
die Hygienemannschaft noch einmal die
ganze Backstube“, sagt Lüring. Der Backstubenleiter
hat viele tolle Geschichten zu
erzählen: „Wussten Sie zum Beispiel, dass
Sonntag der verkaufsstärkste Tag in den Bäckereien
ist? Warum? Weil dann die Männer
Brötchen holen gehen und gerne noch mal
das ein oder andere Teil mehr mitnehmen.“
Backstubenführungen werden von montags
bis freitags in der Backstube in Lüdinghausen, Julius-
Maggi-Str. 4, angeboten. Weitere Infos sowie Anmeldungen:
Antje Feldkamp, Tel: 02591/91800. Auch Kindergeburtstagsfeiern
bietet die Bäckerei an. Dann
heißt es, mit bis zu neun Freunden (7 bis 10 Jahre) in
der Backstube nach Herzenslust Plätzchen backen.
➔ Anmeldung: www.geiping.de
Seit über 90 Jahren gibt es die Bäckerei Geiping,
Familienbetrieb in der vierten Generation – in den
1920er Jahren gegründet und seit den 80ern kontinuierlich
gewachsen. Ca. 500 Mitarbeiter zählen heute
zur großen Geiping-Familie. In der Zentrale an der
Julius-Maggi-Straße 4 laufen die Fäden zusammen,
und von hier aus werden tagtäglich Brötchen, Brote,
Salate, Snacks und andere süße Leckereien an die über
50 Filialen geliefert. Die Bäckerei Geiping setzt auf
regionale Produkte. Und: Hier wird nichts weggeschmissen.
Entweder geht die Ware in die Vortagsläden
oder an die Tafel. Angeschnittenes wird als Viehfutter
verwertet.